
Heute habe ich den großen Sprung gemacht: Mit dem Flieger von Norwegen nach Schottland. Der Besuch von Aberdeen wirft allerdings ein paar Fragen auf. Zum Beispiel, ob das Stadtplanungsamt traditionell in der Hand von Trunkenbolden liegt. Die Neigung, über Jahrhunderte die reichlichen Granitvorkommen ein paar Kilometer vor den Toren der Stadt zum Bau von wirklich allem zu nutzen und Aberdeen damit je nach Wetterlage einen grauen bis schwarzen Anstrich zu geben, mag ebenso wirtschaftlich begründbar sein wie der gigantische Güterhafen, der fast den gesamten Meereszugang der Stadt einnimmt.

Wie die Schnapsidee einer Pub-Zusammenkunft wirkt dagegen die Idee, zwischen Meer und dem Aberdeen Castle, der größten Sehenswürdigkeit, einen gigantischen Wohnklotz hinzustellen. Auch der bizarre Vergnügungspark hinter dem Stadtstrand, wo von Euro-Dancefloormusik unterlegt 18-jährige Mütter ihre Kinder in Burgerbuden schleppen, während die Väter an Spielautomaten kleben, gibt der Stadt einen ganz besonderen Charme.



Ebenfalls auffällig: Die meisten Kirchen der Stadt sind zweckentfremdet, diese hier zum Beispiel zum Casino.

Doch genug zur Stadtplanung, Aberdeen ist ja für mich nur Startpunkt für Schottland. Eigentlich wäre ich vom Flughafen schon beinahe nach Inverness getrampt, doch da mich eine halbe Stunde niemand mitnahm, machte mich auf den Weg in Stadt und zum Strand – wo ich als Kind im Schottland-Urlaub, wie ich mich erinnere, Federball gespielt habe. Eisiger Wind und das hier ganzjährig übliche Aprilwetter dürften in den nächsten Tagen zu meinen Begleitern werden – und in den Highlands dürfte ich kaum die Chance haben, mich in der Bowlingbahn des Sunset Boulevards aufzuwärmen.

Die Kälte erklärt auch, weshalb hier die Pub-Kultur so ausgeprägt ist, die ich gleich mit meinem Couchsurfing-Gastgeber Aapo ausprobierte.

Aapo stammt eigentlich aus Finnland, studiert aber seit einem Jahr hier – und mag den Wind und die Kälte. „Mehr als 20 Grad sind mir zu viel“, sagt er, während wir auf dem Weg zu seiner Studentenbude sind und mir gerade der Hintern abfriert.

Schottland, wie vermiss ich Dich! Wenigstens gibt’s den Whisky auch bei uns.