Archiv der Kategorie: Logistik

Noch fünf Tage: Die Angst des Trampers vor dem Rucksacktest

Stilleben mit Rucksack
Foto by me (CC, Attribution Share-Alike)

Der Rucksacktest ist für den Tramper so etwas wie die Generalprobe für den Konzertmusiker. Wenn diese Regel, die ich natürlich gerade erfunden habe, zutrifft, würde ich optimistisch sagen: Verpatzte Generalproben bedeuten gute Auftritte.

Das ganze Malheur ist im Bild zu sehen: Links der proppevolle Rucksack, daneben all die Dinge, die ich nicht mitnehmen werden kann:
Golo Manns Propyläen Weltgeschichte (19. Jahrhundert)
Meine Lieblingslampe
West Wing, die komplette Serie als Box (hätte ich auf meiner Reise gerne mal wieder gesehen)
Werner, mein Lieblingsziegelstein

Nein, aber im Ernst: Es wird eng und rückenlastig, weshalb ich darüber nachgrüble, was überflüssig ist und rausfliegen könnte (das Netbook zum Beispiel, harhar), oder ob es andere Optionen gibt. Allerdings ist der Rucksack ein Familienstück, der schon  Pilgerwege entlang gewandert ist (ohne mich, aber nicht alleine) und die Karibik bereist hat (mit mir), ihn nicht dabei zu haben, würde zu leichten Phantomschmerzen führen.

Andererseits sind Bandscheibenvorfälle unterwegs ebenso problematisch wie die Vorstellung, ohne Hosen auf Reisen zu gehen und in Unterwäsche an der Autobahn zu stehen. Vielleicht haben die reisekundigen Kommentatoren Tipps und eine Liste der notwendigen und überflüssigen Dinge für den Reiserucksack.

Noch 18 Tage: Denk‘ ich an Roaming in der Nacht…

My body lies, but I still roam (im Bild: Rafa from Brazil, Flickr, CC)

Der Kommentar von Konstantin und auch die Berichte aus dem Hitchwiki deuten es an: Trampen ist eine Geduldssache, die wenig Planung erlaubt. Das wiederum beißt sich etwas mit der Idee, darüber zu regelmäßig zu bloggen – denn planbar muss in diesem Fall zumindest der Internetzugang sein.

Vorsicht, hier kommt ein Exkurs:
Und da sind wir schon beim größten logistischen Problem. Denn trotz anders lautender EU-Bekenntnisse ist Roaming in Europa immer noch ein Albtraum, mich in die Materie einzuarbeiten war ähnlich schmerzhaft wie das Verfassen einer Steuererklärung bei gleichzeitigem Kopfstand. Kleines Beispiel: Die EU-Kommission hat festgelegt, dass ein Megabyte Daten (Download) im mobilen Internet nicht mehr als 80 Cent kosten darf – das gilt aber nur für die Abrechnung der Mobilfunkanbieter untereinander. Bei O2 zahle ich als Endkunde beispielsweise 5 Cent pro 10 Kilobyte was ein ziemlicher dreister Witz ist, wenn man sich die heutigen Datenmengen ansieht, die im Netz unterwegs sind. These pipes don’t seem to be so dumb after all…

Alternativen wären die Buchung einer Tagesflat (15 Euro) oder einfach bis zum Erreichen des Kostenairbags zu surfen (59,50 Euro) und dann gedrosselt im Stottertempo weiterzumachen, was sicherlich nochmal Zusatzkosten für Beruhigungspillen und Blutdrucksenker beinhalten würde. Als kleine Bonus-Hürde muss ich natürlich auch so immer gucken, dass mein Handy nicht mit irgendwelchen Apps ins Netz geht, was bei Android aber ganz gut zu steuern ist.

Um meinen kleinen technisch-mathematischen Exkurs abzukürzen: Roaming ist Mist. Deshalb twittere ich per SMS und suche nach Wlans und Internet-Cafés (PrePaid-Karten in einzelnen Ländern lohnen sich nur, wenn ich wirklich länger dort bin, was ich nicht absehen kann). Das schwächt den Echtzeit-Faktor zumindest was das Bloggen betrifft etwas ab und schickt mich täglich auf die Suche nach einem Verbindungspunkt, ist aber die einzige Möglichkeit, das Projekt durchzuführen. Vielleicht ist das ja auch ein bisschen Pionierarbeit: Die trampenden Blogger in fünf Jahren werden sich wahrscheinlich kaputt über Roamingprobleme innerhalb der EU lachen, so wie wir uns heute über die BTX-Abrechnungstaktungen amüsieren.

P.S: Ich suche noch ein zuverlässiges und gutes Netbook für die Reise (wichtig sind, wie originell, Akku, Tastatur und Leistung). Tipps und/oder Schenkungen sind sehr willkommen…