Archiv für den Monat: Juli 2010

Noch 16 Tage: Wohin des Weges?

Karten auf dem Rasen
Planungsstilleben im Garten (Foto by me)

In der vielleicht kniffligsten Angelegenheit habe ich mich noch nicht entschieden: Der Routenfrage. Hier meine Vorstellungen.

Nordnordost:
München – Österreich – Ungarn – Slowakei – Polen – Baltikum – Finnland (Fährte Tallinn – Helsinki) – Schweden (Fähre Turku – Stockholm) – Norwegen (Oslo) -?

Das ist bislang mein bevorzugter Weg. Charmant daran ist natürlich die Nähe Münchens zu Süd- und Südosteuropa. Warum nicht Italien? Weil Trampen in Italien (wie auch Spanien) offenbar äußerst schwierig ist, den Daumen an der Straße hochzurecken ist sogar verboten. Natürlich würde ich auch dort irgendwie vorankommen, aber gleich in den ersten Tagen mit Frust zu starten und von endlosen Stunden an der Autobahn zu berichten, erscheint mir nicht besonders reizvoll (jaja, nennt mich Egoist!).

Das Fragezeichen bedeutet, dass ich noch nicht entscheiden möchte, wie es dann weitergeht. Vielmehr könntet Ihr das  in diesem Fall eventuell entscheiden. Das Nordkap wäre reizvoll, aber recht zeitaufwändig (und zum Sommerende auch kalt!) – Skandinavien gilt als ein ähnlich problematisches Tramperpflaster wie Südeuropa, auf dem sich Anhalter nur langsam bewegen können.  Richtung Deutschland zu trampen und dann noch einmal von dort (je nach verbleibender Zeit) Richtung Süden aufzubrechen, kommt mir etwas redundant vor.

Deshalb favorisiere ich die Flug-Variante: Die Nutzer können darüber abstimmen, wohin ich ab Oslo per Billigflieger reise. Varianten wären die britischen Inseln (Irland oder Schottland) oder Spanien (Barcelona). Von dort würde ich dann meinen Weg fortsetzen. Eigentlich wollte ich mit der Fähre von Norwegen nach Schottland fahren, aber diese wurde  (RyanAir & Co sei Dank) leider vergangenenes Jahr eingestellt.

Nordnordost-Remix

Dabei handelt es sich um die umgekehrte Nordnordost-Route: Hierbei würde ich zuerst durch Deutschland nach Norden fahren, um dann nach Osten abzubiegen. Wäre natürlich ein leichter Einstieg, sich zuerst in Deutschland zu bewegen, gleichzeitig ist es irgendwie blödsinnig, von München aus nicht Richtung Süden zu fahren (wobei ich allerdings, wenn ich mir Zeit ließe, vielleicht das erste Schalker Auswärtsspiel in Hamburg mitbekommen könnte ;-).

Die Adria-Linie

Österreich – Slowenien – Kroatien  – Italien (Fähre Dubrovnick – Bari / oder Split – Ancona) – Schweiz – Frankreich – Großbritannien (Fähre Calais – Dover) – Schottland/ Irland – ?

Hey, nennt es nicht Urlaubsroute! Am Meer entlang im Auto in der Augustsonne schwitzen und sein Budget schon bei den ersten Stationen für Verpflegung und Übernachtung ausgeben zu müssen ist alles andere als ein Traum. Dennoch natürlich landschaftlich sicherlich sehr reizvoll, wäre das blöde Tramperthema in Italien nicht. Für die Frankreich-Strecke müsste ich wahrscheinlich noch einmal meine bescheidenen Sprachkünste auffrischen, aber dort sind Tramper immerhin gut gelitten.

Das Fragezeichen symbolisiert wiederum, dass ich für den weiteren Weg offen bin – allerdings bin ich mir nicht sicher, wie viel Zeit mir dann noch bleibt.

Über Ideen und Anmerkungen zur Route freue ich mich, ich habe auch einen TwtPoll aufgesetzt (für diejenigen, die zu schüchtern für einen Kommentar sind). Und: Nein, meine Route lasse ich nicht spontan und komplett von der Internet-Crowd bestimmen, am Ende findet das 4Chan raus und ich lande in Nordkorea beim Konzert von Justin Bieber…

Noch 18 Tage: Denk‘ ich an Roaming in der Nacht…

My body lies, but I still roam (im Bild: Rafa from Brazil, Flickr, CC)

Der Kommentar von Konstantin und auch die Berichte aus dem Hitchwiki deuten es an: Trampen ist eine Geduldssache, die wenig Planung erlaubt. Das wiederum beißt sich etwas mit der Idee, darüber zu regelmäßig zu bloggen – denn planbar muss in diesem Fall zumindest der Internetzugang sein.

Vorsicht, hier kommt ein Exkurs:
Und da sind wir schon beim größten logistischen Problem. Denn trotz anders lautender EU-Bekenntnisse ist Roaming in Europa immer noch ein Albtraum, mich in die Materie einzuarbeiten war ähnlich schmerzhaft wie das Verfassen einer Steuererklärung bei gleichzeitigem Kopfstand. Kleines Beispiel: Die EU-Kommission hat festgelegt, dass ein Megabyte Daten (Download) im mobilen Internet nicht mehr als 80 Cent kosten darf – das gilt aber nur für die Abrechnung der Mobilfunkanbieter untereinander. Bei O2 zahle ich als Endkunde beispielsweise 5 Cent pro 10 Kilobyte was ein ziemlicher dreister Witz ist, wenn man sich die heutigen Datenmengen ansieht, die im Netz unterwegs sind. These pipes don’t seem to be so dumb after all…

Alternativen wären die Buchung einer Tagesflat (15 Euro) oder einfach bis zum Erreichen des Kostenairbags zu surfen (59,50 Euro) und dann gedrosselt im Stottertempo weiterzumachen, was sicherlich nochmal Zusatzkosten für Beruhigungspillen und Blutdrucksenker beinhalten würde. Als kleine Bonus-Hürde muss ich natürlich auch so immer gucken, dass mein Handy nicht mit irgendwelchen Apps ins Netz geht, was bei Android aber ganz gut zu steuern ist.

Um meinen kleinen technisch-mathematischen Exkurs abzukürzen: Roaming ist Mist. Deshalb twittere ich per SMS und suche nach Wlans und Internet-Cafés (PrePaid-Karten in einzelnen Ländern lohnen sich nur, wenn ich wirklich länger dort bin, was ich nicht absehen kann). Das schwächt den Echtzeit-Faktor zumindest was das Bloggen betrifft etwas ab und schickt mich täglich auf die Suche nach einem Verbindungspunkt, ist aber die einzige Möglichkeit, das Projekt durchzuführen. Vielleicht ist das ja auch ein bisschen Pionierarbeit: Die trampenden Blogger in fünf Jahren werden sich wahrscheinlich kaputt über Roamingprobleme innerhalb der EU lachen, so wie wir uns heute über die BTX-Abrechnungstaktungen amüsieren.

P.S: Ich suche noch ein zuverlässiges und gutes Netbook für die Reise (wichtig sind, wie originell, Akku, Tastatur und Leistung). Tipps und/oder Schenkungen sind sehr willkommen…

Noch 19 Tage: „Etwas mit Tieren“

Wenn ich Präsentationen erstelle, habe ich die Angewohnheit, in eine Art Power-Point-Meditation zu verfallen. Was dabei rauskommt, ist hier zu sehen. Dabei wollte ich eigentlich nur den Teilnehmern des Webmontags gestern erklären, was es mit Bloggertramp auf sich hat. Es hat glaube ich trotzdem funktioniert, irgendwie. Zumindest verwickelte mich eine Dame spätmittleren Alters mit wehendem Kleid danach in folgende Konversation:

„Ah, Sie sind doch der von der Presse“

(unsicher) „Äh, ja“

„Kann ich mich an Sie wenden, wenn ich was in der Zeitung veröffentlichen möchte?“

„Äh…“ (längere vergebliche Erklärungsversuche meinerseits zum Thema Pressefreiheit, No-PR-Politik etc. folgen, ohne jedoch Erfolge zu zeitigen)

„Also des macht keinen Unterschied, ist doch alles Journalismus“

„Äh…“ (grübelnder Blick zum Ausgang, ernste Überlegungen in Richtung Fluchttrampen) „…um was geht es denn?“

„Um Tiere. Und einen Vorfall.“

Wenn Sie demnächst in einer Münchner Zeitung eine Titelgeschichte von Tieren und einem Vorfall lesen, diese aber nicht von mir ist, dürfen Sie mich gerne für meinen fehlenden Riecher hier in den Kommentaren verspotten.

Übrigens glaubte ich heute morgen für eine Sekunde an die virale Macht von Twitter. Doch die abgesperrte Straße vor dem Haus sollte keinen Platz für ein Interview-Team von RTL Explosiv bieten, sondern war für Dreharbeiten in der Bäckerei nebenan reserviert. Der Fernsehfilm heißt glaube ich „Heinrich, seine Töchter und Brot“ (allerdings übernehme ich dafür keine Gewähr, ich habe ein schlechtes Filmnamengedächtnis).

Bloggertramp: Noch 20 Tage

Tramper in der Sonne
The shape of things to come (Foto: Michal Sacharewicz, Flickr, CC)

Es ist ungewohnt. Ungewohnt, mich hier am linken Seitenrand im Bild zu sehen, weil ich in meinen anderen beiden Blogs eher meine Texte sprechen lasse. Aber ich habe es so gewollt, denn ich mir hiermit einen kleinen Traum erfülle.

Ich glaube, es war im Frühjahr 2009, als ich auf die Idee zu Bloggertramp gekommen bin. Es war die Sehnsucht nach einer ungewöhnlichen Reise, und als ich begriff, dass der Daumenexpress das spannendste Fortbewegungsmittel überhaupt ist, war gleich klar, dass ich darüber bloggen muss, während der Reise schon*. Der Name ergab sich von selbst; auch wenn Tramp im Englischen etwas anderes bedeutet, passt doch auch diese Bezeichnung – denn die Vorstellung des digitalisierten Landstreichers hat durchaus seinen Reiz.

Für das Projekt selber gab es verschiedene Varianten, auch Sponsoring-Überlegungen oder die Frage, ob ich das Ganze nicht für irgendein etabliertes Online-Medium machen soll. Aber das hier ist mir dann doch zu wichtig, zu persönlich, zu ungewiss, und es ist vor allem mein Baby.

Deshalb wird Bloggertramp ganz simpel sein: Am 15. August werde ich hier in München aufbrechen, um vier Wochen per Anhalter durch Europa zu reisen. Über meine Erlebnisse und die Menschen, die ich treffe, werde ich bloggen (täglich und wann immer ich ins Netz kann), unter @kopfzeiler kann jeder via Twitter verfolgen, was ich gerade treibe. Auf meiner Reise hoffe ich, einige ausländische Blogger zu treffen (soweit es die Route ergibt); zudem plane ich an bestimmten Stellen Mitentscheidungsmöglichkeiten für die Netzwelt da draußen, z.B. über die nächste angepeilte Stadt.

Ein erstes FAQ gibt es hier (here in English), doch vieles dürfte sich im Laufe der Zeit entwickeln (Bloggertramp orientiert sich an Getting Real, also nix mit Perfektionismus zu Beginn). In den nächsten Tagen wird es dann genauere Infos geben, zum Beispiel brauche ich noch Feedback in Sachen Route.

Ich habe auf jeden Fall keine Ahnung, ob dies irgendjemanden interessieren wird, aber das spielt im Moment auch nur eine untergeordnete Rolle: Ich freue mich wie ein König auf all das, was da kommen wird.

*Ich bin natürlich nicht der Erste, der ein Blog über seine Tramperlebnisse führt, aber vielleicht einer der ersten Blogger, der trampt?