
Hier kommt Geständnis: Manchmal würde ich während meines Feierabends lieber andere Dinge machen als mir Europakarten angucken oder über schnell trocknende Unterwäsche nachzusinnen. Auf der anderen Seite ist mein Experiment gescheitert, Kapuzineräffchen zu dressieren, mich in Straßenfotos aus ganze Europa rein zu photoshoppen und unter meinem Namen authentisch anmutende Zitate aus Jack Kerouacs „On The Road“ zu twittern, während ich auf Barbados am Strand liege. Verdammte Evolution, kann das nicht schneller gehen?
Deshalb verbringe ich die Abende also mit wichtigen Planungen. Zum Beispiel einer Liste mit den 11 Dingen, die mir auf der Reise besser nicht passieren sollten:
1. Im Mondschein nimmt mich eine Frau mit Damenbart mit, die sich bei näherem Hinsehen als Werwolf entpuppt.
2. Nach drei Wochen stelle ich fest, dass ich meine Karte die ganze Zeit falsch herum gehalten habe und ich inzwischen im Kongo gelandet bin. Ich hatte mich schon gewundert, die Skandinavier waren mir anders in Erinnerung.
3. In meiner Abwesenheit wählen die Deutschen eine omnipräsente Internetpersönlichkeit mit „buntem Irokesenschnitt“ in einer Blitzwahl zum Bundeskanzler. Ich verliere daraufhin den Verstand und verbringe den Rest meiner Tage geistig verwirrt in einem Turm in Tübingen, wo ich unter dem Namen Scardanelli „eigentümlich formale Blogbeiträge“ (Zitat aus dem Wiki-Eintrag zu Bloggertramp) schreibe.
4. Auf dem Weg durch Kalabrien geben mir drei adrett in Nadelstreifen gekleidete Herren eine Mitfahrgelegenheit; ich revanchiere mich, indem ich beim Aussteigen versehentlich ihren Aktenkoffer mitnehme.
5. Auf einer Straße in England hält der Tourbus von Pete Doherty an. Ich steige ein und fahre davon in ein Leben voller Sex, Drogen und Rock’n Roll (okay, hier lasse ich mit mir reden, wenn es sein muss).
6. In Norwegen darf ich im VW-Bus einer Wikingerbande mitfahren, die ihr Geld als Buchhalter verdient. Wir erreichen das Ende der Welt, die Bremsen versagen und der Bus stürzt über die Kante der Erde ins Nichts (nicht möglich? Von wegen!)
7. Ich begegne auf einer Autobahnraststätte Elvis und vergesse ihn zu fragen, was er dazu sagt, dass seine Tochter einmal mit Michael Jackson verheiratet war.
8. Nach meiner Ankunft in Oslo schmeiße ich in der nächstbesten Bar eine Lokalrunde, worauf mein Gehalt für die nächsten 15 Jahre gepfändet wird.
9. Bei einem Spaziergang durch den Hafen von Tromsø verlaufe ich mich in einem Container, werde nach China verschifft, wo ich über Jahre hinweg iPads zusammen schrauben und die Währung unterbewertet halten muss.
10. Während meiner Reise sehe ich meine Wahlheimat plötzlich mit ganz anderen Augen, weshalb ich Rucksack und Tramperkleidung unterwegs gegen Lederhose und Gamsbart eintausche – zwei Accessoires, die für den Rest meines Lebens keinen Tag mehr ablegen werde (und nein, hier lasse ich nicht mit mir reden!).
11. Ich bin in einer Zeitschleife am Tag vor meiner Abreise gefangen und muss bis ans Ende der Zeit versuchen, hemmungslos übertriebene Zeitüberbrückungsbeiträge wie diese hier zu schreiben.
Was ich Dir auf jeden Fall nicht wünsche, ist im Hamam von dem Masseur, der Dich gerade im ausgezogenen Zustand durchgeknetet hat, auf ein schwüles männliches Abenteuer eingeladen zu werden. Mit den Worten „jaja, ich bin ja auch verheiratet und habe ein paar Kinder. Aber ein bisschen Abwechslung und Spaß schadet nie“. Dass ich rot wurde, konnte man bei 80° und Dampf nicht sehen, und ich brauchte eine Weile, um ihm klar zu machen, dass es wirklich nichts für mich ist.
Na. Wenn Bloggertramp schon mal dazu führt, dass wir weiterhin so lustige Sachen von Dir lesen dürfen, dann hat sich das ja schon gelohnt! ;]
Ich muss den geneigten Lesern doch irgendwie die Zeit vertreiben…
na dann bin ich mal gespannt, wann die vorbeirauschenden menschen, farben und landschaften dafür sorgen, dass deine „eigentümlich formalen Blogbeiträge“ zu hymmnen werden.
ich denke da an das erreichen der kroatischen küste als tipping point 🙂